Wir sind eigentlich viel weiter als geplant
Interview mit Matthias Mölter, dem Parkchef des Freizeitland Geiselwind.
Herr Mölter, nach der Drachenbucht in 2019 gibt es heuer mit Tukis verrückter Farm schon wieder einen neuen Themenbereich. Damit sprechen Sie bewusst kleine Kinder und Familien an?
Matthias Mölter: Hauptzielgruppe sind genau die Familien mit Kindern. Tukis Unterwasserwelt ist beispielsweise für alle Kids ab einem Meter Größe gedacht, es gibt aber auch einen Spielplatz für Kinder im Alter von bis zu vier Jahren. Dieses verrückte Bauerndorf wird auch bei der erstmaligen Winteröffnung der Hauptort sein.
Diese Farm steht an einem früher anderweitig genutzten Platz. Steht dies stellvertretend für die gravierenden Veränderungen im Freizeitland Geiselwind seit 2017 und Ihrer Übernahme?
Matthias Mölter: Hier standen früher die Vogelvolieren. Wir haben sie den Vögel zu liebe an Tierparks und Zoos abgegeben.Vögel sind schön, meine Tochter schaut sich auch ein, zwei dieser Tiere an. Aber beim 3.000. Vogel will sie wo anders hin… Das war nicht mehr Zeitgemäß. Deshalb haben wir überlegt, was zu diesem Eingangsbereich mit den vielen Bäumen und Büschen passt. Ein Themenbereich wie Star Wars wäre da nicht das Richtige gewesen.
Auch die 2019 eröffnete Drachenbucht bekam nochmals Neuheiten. Welche genau?
Matthias Mölter: Beispielsweise ein magisches Labyrinth mit einem Kilometer Weg, auf dem man Fabelwesen wie Drachen trifft oder Fleischfressenden Pflanzen. Es gibt einen Koi-Teich und einen Glasirrgarten. Man muss hier den Ausgang finden. Drei Hüpfkissen sind neu, zwei hatten wir letzte Saison schon, die wurden gestürmt. Für Erwachsene gibt es daneben eine Chill-Out-Zone. Und das Drachencamp bekam generell ein Fine Tuning.
Ist das Freizeitland Geiselwind vor dem Start in die vierte Saison unter Ihnen als Geschäftsführer jetzt soweit, wie Sie es sich beim Kauf und bei der Übernahme gewünscht haben?
Matthias Mölter: Wir sind eigentlich viel weiter als geplant, auch wenn meine Vorstellung noch viel weiter reicht. Wir bauen nun im viertem Jahr durchgängig, seit 2017 gab es hier keinen Baustopp. Aber wir sind weiter sehr selbstkritisch. Das Publikum gerade in unserem Nahgebiet ist sehr negativ eingestellt. Manche sagen der Park wäre immer noch “alt“. Wenn wir dann fragen ob sie seit 2017 schon mal wieder da waren, dann hören wir ein “Nö!“
Können Sie ein paar Zahlen nennen, was die Entwicklung der Besucher seit 2016 betrifft?
Matthias Mölter: Als wir übernahmen, kamen im Jahr 168.00 Leute. Zuletzt waren es ein bisschen mehr als 250.000. Gleich im ersten Jahr hatten wir mit 220.000 einen Zuwachs. Aber vergleichbare Parks in unseren Größenordnung haben minimum 400.000 Besucher. Beispielsweise der Skyline-Park in Bad Wörishofen oder der Bayern Park in Niederbayern.Wir haben immerhin aktuell 54 Fahrgeschäfte. Klar reden wir da nicht über acht riesige Achterbahnen. Aber für die Besucherzahlen sind wir viel zu groß. Wir haben ja allein neun Gastronomiebetriebe. Bei uns gibt es nie Warteschlangen, nicht mal in der Spitze mir 4.000 Besuchern im Park. Bis zu 10.000 könnten wir locker durchschleusen. Vielleicht liegen diese Zahlen an unserem Ruf. Viele reden immer noch von einem Tierpark oder dem alten Park an der A3. Da haben viele einfach nicht auf dem Schirm, dass es bei uns mehr Attraktionen gibt als in einem Park mit über einer Millionen Besucher.
Wenn man auf Facebook die Einträge liest, so können die Besucher sogar nachvollziehen, dass das Parken mittlerweile Geld kostet. Ein Zeichen dafür dass man Ihre Veränderungen wertschätzt?
Matthias Mölter: Wenn der Aufstand dagegen riesig gewesen wäre, hätten wir es wohl nicht gemacht. Aber wo zahlt man denn keine Parkgebühren? Außerdem sorgt der eingezäunte Parkplatz ja auch für Ordnung und Sicherheit. Wir haben nun in drei Jahren ins Freizeitland eine achtstellige Summe investiert, haben alleine heuer 22 Neuheiten auf dem Plan. Wenn wir da in Sachen Besucherzahlen mit 20 Prozent überproportional wachsen würden, wäre es super. Ansonsten müssen wir entweder unsere Investitionen zurück fahren oder neue Einnahmequellen erschließen. Man darf nicht vergessen, dass wir inzwischen alle 14 bestehenden Toiletten saniert und bei der Drachenbucht die erste neue unter unserer Regie gebaut haben.
Bleibt der Eintrittspreis wie gehabt?
Matthias Mölter: Bei Erwachsenen geht er von 29,50 Euro auf 32,50 Euro. Kinder bleiben bei 23,50 Euro, dazu kommen Gruppenpreise. Wenn man mit zwei Kindern ins Kino geht oder für zwei Stunden in ein Kinderland in der Region, dann kostet es ja auch für gerade mal zwei Stunden über 20 Euro.
Nun sind viele Freunde des Freizeit Landes schon gespannt, wie es über 2020 hinaus weiter geht. Können Sie Andeutungen über die Veränderung in der Zukunft machen?
Matthias Mölter: Wir sind ja ständig dabei die Anlage aufzuwerten. Die Planung sieht vor demnächst etwas großes für die Jugend zu bringen. Fahrgeschäfte haben wir ja an sich mehr als genug, vor allem Türme. Es gibt mehrere Optionen, das kann in Richtung neue Achterbahn gehen oder Wildwasser-Rafting oder etwas Überkopf für die Jugend. Im ersten Jahr hatten wir ja das “Extrem“ hier, das kam gut an.
Sind weitere Themenbereiche oder Erweiterungen geplant?
Matthias Mölter: Flächen, die noch nicht erschlossen sind, hätten wir ja schon in petto. Aber man darf nicht vergessen, dass jedes Fahrgeschäft eine Person zum Bedienen braucht, jede Popcorn Bude einen Mitarbeiter. Wir müssten dann auch überproportional weiter wachsen, was die Besucher betrifft. Bei 1.000 Leuten früher hatte man das Gefühl der Park ist gut voll. 2019 mit der neuen Drachenbucht war gefühlt mit 1.700 Personen im Park nicht viel los. Das richtige Feeling im Park würde aufkommen bei 3.000 Besuchern am Tag.
Viele hat Ihre Ankündigung überrascht künftig auch im Winter, zumindest in den Ferien und an den Wochenenden, zu öffnen. Obwohl wir uns nun auf den Sommer freuen: Können Sie schon verraten, was die Besucher erwartet im Winter-Wunderland?
Matthias Mölter: Irgendwie ist das aus der Not geboren. Denn die Kosten laufen ja auch im Winter weiter, selbst da laufen 70 bis 80 Mitarbeiter im Park herum. Da haben wir überlegt, was wir machen können. Also werden wir einen Teilbereich öffnen, einen ermäßigten Eintrittspreis verlangen und damit hoffentlich ein neues Publikum einschließen. Wenn der Erfolg da ist, dann soll das wachsen. Wir öffnen den vorderen Bereich beim alten Eingang mit Tukis verrückter Farm, bauen eine Schlittschuhbahn auf, haben einen Glühwein-Weihnachtsmarkt und planen einen Sonntagsbrunch. Volcano, der Free-Fall-Tower soll aufmachen, der Rest ist auf Familien ausgerichtet. Geöffnet sein wird bis Einbruch der Dunkelheit für eine gewisse Atmosphäre. Das Bierzelt zum geselligen Anker mit den neuen massiven Eichentischen lädt zum verweilen ein. Mal schauen, wie sich das entwickelt. In den Halloween-Wochen haben sich die Besucherzahlen bis jetzt Jahr für Jahr verdoppelt.
Wir danken für das Gespräch und wünschen alles Gute.